Rund um die Medina
-Marrakesch-Halbmarathon-
Am Sonntag, den 27. Januar 2019, war's mal wieder soweit: nach mäßiger (bis missglückter) Vorbereitung gingen Fritz und ich erneut auf die Halbmarathonstrecke in Marokkos Metropole Marrakesch.
Rund 1100 Marathonläuferinnen und -läufer starteten eine halbe Stunde vor uns.
Um 09:00 Uhr war's dann auch für uns gemeinsam mit etwa 6300 weiteren Startern soweit und wir liefen durch den Startbogen auf der breiten Avenue de la Menara.
Ein aufgeregte Marokkaner mit Fähnchen neben mir wollte wissen, woher ich komme, stellte sich selbst vor und erklärte mir noch schnell, woher die Trommelklänge zum Start stammten: "It's Gnaoua-music, Berber-music, you know, from Essaouira !".
Klar, wusste ich aber schon, denn bevor wir hier nach Marrakesch kamen, hatten wir vier sonnig-windige Tage in dieser wunderschönen Küstenstadt Marokkos verbracht.
Unser Ziel bei diesem Lauf heute: gesund ankommen! Nach einem Bandscheibenvorfall bei mir vor einem Monat und Wadenproblemen sowie einem Trainingslaufsturz bei Fritz ein paar Tage zuvor spielten die Zeiten jetzt gar keine Rolle mehr!
Einziges Bestreben: die Atmosphäre genießen und finishen!
Und es lief prächtig! Vorsichtiger Beginn, 07:00 - 07:30 pro Kilometer und angenehm kühle Temperaturen ließen uns schnell realisieren, dass es wohl klappen müsste.
Also hatten wir offene Augen und Ohren für alles um uns herum:
Die unkonventionelle erste Verpflegungsstation bei Kilometer 5 mit Sidi-Ali-Wasserflaschen auf dem Boden liegend, einzelne volle zwischen hunderten von leeren, zum Selbstaufheben gedacht, in einem duftenden Teppich von Mandarinenschalen, die Kamele und ihre Führer sowie die Kaleschenfahrer am Straßenrand, die skeptisch aber neugierig uns Läufer passieren ließen, die ausgestreckten Arme der Kinder, deren Gesichter strahlten, wenn wir ihre Hände abklatschten, den ersten Blick auf die alte, rote Stadtmauer, mit den Palmen im Vordergrund und dem schneebedeckten Atlasgebirge dahinter
das Lachen und die "bon courage !" - Zurufe der Medinabewohner auf dem hinteren Teil der Strecke.
Absoluter Höhepunkt: am Berbermarkt, dem wohl ursprünglichsten Teil der Laufstrecke, vor einem alten Stadttor, das in die Souks führt, lief unmittelbar vor uns ein - nun sagen wir - "einfach" gekleideter Mann, der offensichtlich aus der Medina stammte und offiziell mit einer Startnummer unterwegs war.
Er wurde gefeiert wie ein Held, lautes Lachen, freudige Zurufe, begeisterte Gesichter und eine Berberin hockte am Boden und spielte Reporterin, hielt sich ein selbstgebasteltes Mikrophon ( Stöckchen mit darauf gespießtem Schwamm ) vor den Mund und kommentierte lauthals in ihrer Sprache.
Schade, dass ich ohne Kamera lief, das wäre ein Bild für ihren Kollegen Laurenz Thyssen gewesen!
Schon waren wir wieder in der Neustadt, eine kurze Schleife noch, einmal den Eiffelturm überholen ( eine französische Laufgruppe hatte ihn über die gesamte Distanz mit sich geschleppt ) und schon bogen wir auf die Zielgerade ein.
Wir hatten den Lauf tatsächlich genießen können, waren in ihn hineingegangen mit einem unsicheren Gefühl, ob wir ihn überhaupt würden bewältigen können und hatten uns dann zwischen den Läuferinnen und Läufern aus aller Herren Länder doch so wohl gefühlt.
Die Zeit am Ende (2:40:08) war nebensächlich, gefinisht, genossen .... gesiegt !!!