Einer von Vierzigtausend
-Halbmarathon in Göteborg- eine Stadt steht Kopf!-

Was für ein Anblick!
Soeben mit der Bahn im Startbereich angekommen blicken wir auf Ströme von Menschen, die zielstrebig ins Grüne wandern - wissen die alle, wohin sie müssen?
Ich habe die Startwelle 19 zugewiesen bekommen, Startzeit 15:19 Uhr an diesem 19. Mai, jetzt ist es 13:00 Uhr und wenn ich meinen Plan vom Startbereich richtig lese, muss ich irgendwo in dieses Menschenmeer eintauchen, das sich auf den sonnigen Hügeln vor mir befindet, um meinen Startplatz zu finden.
Über uns Helikopter, auf der breiten Straße vor uns jetzt Fahrzeuge mit Blaulicht, Hupen, der Startschuss ist gefallen und da kommen die schnellsten der Schnellen, tosender Beifall, als sie vorbeifliegen. Sie werden schon länger als eine Stunde im Ziel sein, wenn mein Start erfolgt - die Zeit des Siegers aus Kenia: 1:01:31!
Es dauert eine gemütliche Stunde, bis klar ist, wo ich hin muss. Und es gibt unendlich viel zu sehen, in dieser Zeit: das Wetter ist fantastisch, überall lagern Läufer mitsamt Begleitung. Viele machen noch ein kleines Picknick, kalte Milch wird verteilt, Würstchen gegrillt, Anfeuerungen und fetzige Musik dröhnen aus den Lautsprechern und die ersten Finisher, Kinder und „Klassiker" ( über 80 ? ) werden frenetisch bejubelt.
Dann ein tiefes Brummen: eine riesige, alte Propellermaschine im Tiefflug über der Menge, gefolgt von einer in Formation fliegenden Düsenjäger-Staffel.
Ein wenig erinnert die ganze Vor-demStart-Situation hier im Grünen an das Warten auf den Start beim New-York-Marathon.

Stunden später auf der Strecke geht mir schnell die Luft aus: kontinuierliches Laufen ist nicht möglich, zu viele Beine auf teilweise engen Abschnitten, zu hügelig ist diese Strecke durch das wunderschöne Göteborg und so Mancher der tatsächlich mehr als vierzigtausend   (40.000 !) Läuferinnen und Läufer hat noch weniger Kondition als ich und muss frühzeitig gehen oder aufgeben. 

Aber was macht das schon, dann lässt man sich eben trotzdem oder erst recht feiern von den vielen Anfeuernden am Streckenrand! Oder man tanzt ein paar  Schritte zur  Musik der unterschiedlichen Musikgruppen - von Jazz bis Hardrock ist alles vertreten!

Und dann diese tollen Bilder und Eindrücke: Großstadtleben in den vollbesetzten Straßencafés, Hafenfeeling mit riesigen Kränen und dem Fährschiff der Stenaline, Lauf über die imposante Göta-Kanal-Brücke, dann wieder Wochenendidylle mit Picknick und Kinderspielen in den grünen Parks.

Ab Kilometer 10 reduziere ich mein Tempo, es ist zu heiß für eine Zeit unter zwei Stunden und einige total Erschöpfte mussten schon von der Strecke geholt und behandelt werden (laut Zeitungsbericht vom nächsten Tag gab es 27 Einlieferungen ins Krankenhaus!).

 

Als ich nach 2:14:59 in’s Ziel komme, bin ich total erschöpft, aber genieße die letzten hundert Meter mit dem Einlauf in das kleine Stadion und das Auslaufen auf der Laufbahn vor der immer noch vollbesetzten Tribüne.

Zum Dank gibt’s eine tolle Medaille, wunderschöne bleibende Erinnerungen und nette Worte vom Veranstalter:

“Thank you for being a part of this year’s big running event!
40 036 runners crossed the finish line on Saturday and 200,000 were standing along the course cheering. That means that over 80 000 tired legs crossed the finish line and 400,000 hands clapped and cheered for the runners.
Together we are the world’s largest half marathon!

HM Göteborg 2018

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