Hallo NiersRunnerinnen und NiersRunner,
zurück aus New York und allmählich wieder Herr meiner Sinne hier der Versuch zu beschreiben, was eigentlich nicht zu beschreiben ist.
Dieser Marathon beginnt vor dem Marathon.
Anders formuliert : wir hatten schon am Vorabend des Laufes das Gefühl, einen Marathon in den Beinen zu haben, denn alle waren das erste Mal in New York und die Stadt hat uns sofort begeistert und gefangengenommen. „Nur keine Minute ungenutzt lassen !“ war unsere Devise, deshalb haben wir alles mitgenommen : einen Vor-Frühstückslauf auf Dustin Hoffmanns Spuren ( wie der „Marathonman“ am Lake des Centralparks entlang, aufgehende Sonne, NYC in Morgengrauen, erster Schauer über den Rücken ) , Stadtrundfahrt mit kompetenter Reiseleiterin und bei strahlendem Sonnenschein, dann am Nachmittag die Marathonmesse . Abends dann – auch das noch – Halloween in New York, gewaltiger Umzug und verrückte Gestalten wohin man schaut – Lichterorgasmus am Times Square zur musikalischen Gruselkulisse.
International Friendship-Run quer durch Manhattan am nächsten Morgen, New York macht den Marathonis zum ersten Mal Platz, ich tausche mein DLV-Shirt gegen das einer Brasilianerin, mein Venloop-Hemd will sie nicht haben ( “ It’s from the Netherlands, isn’t it ? Give me your’s from Germany ! “ ) meine Deutschlandfahne gegen das Samba-Gelb-Grün mit der Weltkugel.
So hab‘ ich’s mir gewünscht !
Zwischendurch Obama -Time, „New York loves Obama“ , das wird deutlich , nachdem ich mir meinen für zwei Dollar bei einem Straßenhändler gekauften Button angesteckt habe : überall Zuspruch und wohlwollendes Lachen, „…he will make it, it’s time for a change !“.
Als wir am Abend ins Bett fallen ( nach Top-of-the-Rock und Lady Liberty und Pasta-Party und Riesenfeuerwerk bei Tavern on the Green ) wird uns klar : MORGEN ist der Marathon !
05:30 Uhr, Augen auf, verschlafen, in 15 ( in Worten : fünfzehn ) Minuten fährt unwiderruflich der Bus zum Startgelände, keine Dusche, kein Kaffee mehr, aber auch keine Panik, habe alles vorbereitet, Gott-sei Dank, rein in die Laufklamotten und Lumpen, komme in der Hotelhalle an und keiner merkt , wie mir die Pumpe geht.
Dann fast vier Stunden Wartezeit für Fritz und mich auf dem Startgelände, es ist 5°C warm, ein kalter Wind pfeift. Erst hilft uns heißer Kaffe und eine Plastikfolie, später die aufgehende Sonne.
Verfluchte Wartezeit ? Nein, auch DAS ist der NewYork-Marathon, denn wer hat von dieser besonderen Strapaze noch nicht gehört , das hat was vom „Strong-Man-Run“, auch da muss man durch – und es gelingt schneller und besser, als man denkt.
Wir werden Richtung Start geführt …. da ist es, das Lied, auf das alle warten, „…pa-pa-paaah- da-da, pa-pa-paaah-da-da, NewYork, New York, if you can make it there, you’ll make it everywhere, it’s up to youuuuu, New York, Nehew York !!!!! „
Gänsehautfeeling pur, der Lauf über die Verrazano-Bridge mit der Manhattan-Skyline im Hintergrund kostet keine Kraft, sondern verleiht Flügel !
Jetzt geht es Schlag auf Schlag, in Brooklyn angekommen beginnt die Lauf-Feier meines Lebens, ein unglaubliches Gefühl, das erste Mal der Ruf „Klaus and Fritz from Germany, welcome and good luck,
you’ll make it !!!“ .
Alte und Junge, Kinder, weiß und schwarz, Hipp-Hopper und Latinos , Rapper, Jazzer und Rocker, der Reverent neben dem Pizzabäcker, das hübsche Mädchen im Afro-Look neben dem Alten mit der Zahnlücke, orthodoxe Juden mit Hut und Schläfenlocken und Lauf-Fans aus allen Teilen der Welt feuern uns an und wir KÖNNEN gar nicht schnell laufen vor soviel Freude und Glück und dem unbändigen Wunsch, das alles auf unsere Kameras zu bannen.
Mit uns laufen Menschen aus aller Herren Länder: ich bin begeistert von einer Gruppe von Läuferinnen aus Süd-Afrika und geselle mich zu ihnen, wir begrüßen uns jubelnd und laufen ein kurzes Stück gemeinsam, dann ist plötzlich Giovanni bei mir und grüßt Laura near Munic. Alles ist wunderschön
und so bleibt es, lange Zeit, nichts tut weh, die Beine laufen nicht, es sind die Augen, Ohren und Herz,
die mich über die Strecke tragen.
Aber wir wollen in die „New York Times“ kommen, namentlich erwähnt werden am nächsten Morgen – also müssen wir unter fünf Stunden bleiben.
Das gelingt uns spielend, wir überholen Hunderte, denn der Wunsch anzukommen ( NUR anzukommen ) hat wohl Viele auf die Strecke zu diesem Marathon gebracht, deshalb auch so oft die Frage am nächsten Morgen :“Did you finish ?“
Wir finishen, und wie. Und ICH wie noch nie zuvor:
der Marathon ist mir zu kurz, „Fritz, lauf‘ langsamer, wir haben nur noch eine Meile“ , ich möchte weiter im Jubel und der Begeisterung der Zuschauer im Central-Park baden.
Dann eine letzt Kurve, ein kleiner Anstieg noch, das Ziel , DAS ZIEL aller Läufer ist erreicht, „Klaus and Fritz from Germany“, ruft der Laurenz T. New Yorks durchs Mikrophon, „you’ve done a good job !“
Danke schön, aber den besseren „Job“ hat hier das Publikum gemacht, ohne Frage.
Und wer den Spruch „Der Weg ist das Ziel“ bisher nicht verstanden hat, der versteht in spätestens jetzt.
Inzwischen hat mich „NewKerk“ wieder und allmählich läßt der Rausch nach, die Überdosis Glück weicht einer unglaublichen Zufriedenheit.
Was für ein Erlebnis !!!
Liebe Grüße und viel Spaß mit den Bildern,
Klaus L.